Eine Ode an das Abenteuer

Wir alle waren Helden und Abenteurerinnen. Wir sind die verbotenen Felsen hochgeklettert, viel höher als unsere Eltern je erlaubt hätten, weil wir und nur wir die Burgherren waren. Wir waren in den höchsten Baumkronen, weil wir dort als Raubritter den besten Überblick und Zugriff zu den schönsten Zwetschgen hatten. Wir sind um Schätze in Müllcontainer und Häuserruinen geklettert, haben am Bach Frösche und Blutegel erforscht und gedacht, neue Arten entdeckt zu haben, haben der Nachbarin Blindschleichen in den Garten geworfen und Schlammschlachten mit den viel zu starken aber doofen Jungs gewonnen – mit Hinterlist und Taktik und Fallgruben unterm Laub. Wir haben Lagerfeuer am Flussufer gemacht und versucht, Flöße zu bauen und mit Angeln aus Weiden Fische zu fangen. Und als wir das erste Mal am Meer standen, wurde unser kleines Dorf plötzlich klein und unbedeutend, denn wir sahen erstmals alle Möglichkeiten.

Für Kinder ist jeder Tag ein potentielles Abenteuer. Und das ist für Erwachsene immer noch so. Essen am Lagerfeuer schmeckt immer noch besser. Der Wald birgt immer noch Geheimnisse und ist immer noch unheimlich im Dunkeln. Die salzige Meeresluft riecht immer noch gut, und bei jedem ameisenkleinen, riesengroßen Schiff weit draußen an der Grenze zur Wahrnehmung fragen wir uns, wohin es wohl fährt, woher es kommt, und was es wohl erleben mag.

Abenteuer sind Realität. Aber sehr subjektiv. Die eine mag bei einer Nacht allein im – bei Tag vertrauten – Wald bereits an ihre Grenzen gehen, die andere braucht hohe Berge, wilde Tiere, unendliche Wüsten. Manche erleben eine Bahnfahrt in den schweizer Alpen als großes Abenteuer, andere eine Bahnfahrt in Indien.

Abenteuer heißt, an Grenzen zu gehen. Wenn der Ausgang ungewiss ist. Genau dort lernt man dazu und sich besser kennen. Abenteuer sind die Momente, in denen man über sich hinausgeht und die sich für das restliche Leben einbrennen. Manchmal wird man auch belohnt: mit atemberaubendem Licht in den Bergen, einem Feld voller Wildpreiselbeeren, mit dem aufgeschreckten Ruf eines Schneehuhns hinter einem Stein, mit einem Luchs aus nächster Nähe, direkt am Weg.
Karin Eibenberger

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