Ein Jahr Erfahrung mit dem Nortent Lavvo 6

Hot Tent - das heiße Zelt

Camping neu definiert

Seit ich 16 bin, verbringe ich sehr regelmäßig Zeit im Zelt, in manchen Jahren waren es mehr als drei Monate pro Jahr… oder waren es vier? Jedenfalls können auch meine Kinder bereits mit Zelten umgehen und schlafen, seit sie ein paar Monate alt sind, ebenfalls regelmäßig draußen. Grundsätzlich sind Zelte also für uns nicht wirklich etwas Besonderes, seit einem Jahr besitzen wir allerdings ein “Hot Tent”. Auch wenn es beheizbare Zelte schon Jahrtausende gibt, war für uns eine völlig neue Erfahrung, ein geräumiges und trotzdem transportables Zelt zusammen mit einem sehr klein verpackbaren Zeltofen zu besitzen. 

Das Lávvu

Ein Lávvu ist ein Zelttyp aus dem Hohen Norden. In der Sprache der Samen bedeutet Lávvu einfach “Zelt”. Dabei handelt es sich um die einfachste Form der Nomadenzelte, es ist entsprechend schnell auf- und abgebaut, dient aber das ganze Jahr über als zuverlässige Behausung selbst bei klirrender Kälte. Es ist mit einem Ofen beheizbar, und durch seine vielen Abspannmöglichkeiten sehr sturmstabil und trotzdem äußerst geräumig. Im Inneren kann man in der Regel stehen. Die Form und Bauweise entspricht in etwa den Kegelzelten der indigenen Völker Nordamerikas. In Nordeuropa findet man Lávvus seit der Eisenzeit (530 v Chr. – 1050 n. Chr.). Bei den ursprünglichen Zelt-Lávvus wurden Birken- oder Kiefernstämme zu einem Grundgerüst angeordnet, über das die Zelthaut gespannt wurde. Die daraus resultierenden Zelte waren in der Regel 20, manchmal aber bis zu 50 Quadratmeter groß. 

Heute erfreuen sich Lávvus gerade beim Wintercamping immer größerer Beliebtheit. Sie sind sehr urig, dabei geräumig, der Ofen im Zeltinneren macht das Campen besonders gemütlich und sowohl Kinder als auch Erwachsene genießen in der Regel diese sehr ursprüngliche Art, im Freien zu übernachten. 

Oben link: Selbst im Winter wird es durch den Zeltofen im Inneren sehr schnell sehr warm. Oben rechts: Wintercamping in Syöte, Finnland. 

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Das Nortent Lavvo 6

Wir besitzen seit einem Jahr ein Lavvu-Zelt, konkret das Lavvo 6 der norwegischen Zelthersteller Nortent. Das Lavvo 6 bietet, wie der Name sagt, Platz für 6 Personen, wobei unserer Erfahrung nach 4 Personen sehr gemütlich Platz zum Kochen und Schlafen finden. Gerade wenn der Ofen in der Mitte steht und zusätzlich ein Innenzelt verwendet wird, reduziert sich der Schlafplatz entsprechend. Bei unserem Setup hatten wir bisher am liebsten das Innenzelt benutzt, das eine zusätzliche Wärmeisolierung und natürlich Schutz vor Insekten und Nässe von unten bietet. 

In der Mitte des Zeltes steht der Zeltofen, der, auch wenn er recht sparsam beheizt wird, das Zelt sehr schnell erwärmt. Zusätzlich hat das Zelt zwei Eingänge, wobei der “Hintereingang” bei uns unbenutzt blieb, der “Vordereingang” war Gepäcklager, Küche, Garderobe. 

Wie man sieht, verlangt ein Lávvu fast schon eine Art Organisation, und tatsächlich haben traditionelle Nomadenzelte eine sehr strenge Ordnung. Ganz so streng läuft es bei uns natürlich nicht ab 😄

Aufbau des Nortent Lavvo 6

Der Aufbau gelingt mit ein bisschen Übung recht schnell – bei guten Bedingungen vielleicht 15 Minuten. Man beginnt mit dem Auflegen der Zeltplane, dann werden jeweils 4 “Eck-Heringe” gesteckt. Der Grundriss des Lávvus ist rund, aber, geht man von einer Uhr aus, die Heringe von 12, 3, 6 und 9 Uhr werden zuerst in gleichmäßigen Abständen gesteckt, das ist der kritischste Teil. Dann wird das Gestänge über einen Eingang eingeschoben und das Zelt damit aufgestellt und danach werden die restlichen Heringe gesteckt und bei Bedarf können noch Abspannschnüre verwendet werden. 

Das Innenzelt, das etwas weniger als ⅔ der Zeltfläche ausmacht, wird erst oben an der Zeltspitze eingehängt und dann am Zeltboden eingeklipst. 

Als letzten Punkt kann der Zeltofen aufbebaut und ins Zelt gebracht werden. Für den Aufbau empfehle ich Arbeitshandschuhe einzupacken, denn erstens ist der Ofen oft ein bisschen russig und zweitens muss der Kamin aus einem dünnen Titan-Blech aufgerollt werden, das ein relativ großes Potential für Schnittverletzungen darstellt. 

Vom Aufbau gibt es ein YouTube Video auf unserem Kanal, dann sollte der Aufbau klarer sein. 

Das Lávvu Zelt im Einsatz

Das Lávvu hat sich bei uns und den Kindern zu einem echten Star entwickelt. Die Kinder lieben die Wärme und den Ofen und helfen schon fleißig mit, Holz zu suchen und zu zerkleinern. Der Ofen kann nicht nur zum Heizen benutzt werden, sondern ist auch praktisch zum Trocknen von nasser Kleidung und natürlich zum Kochen. Wir haben zwar meistens einen Gaskocher dabei, der dient aber nur als Backup. Natürlich dauert es länger, am Zeltofen einen Liter Wasser zu kochen, doch ist ja das Lávvu eine ganz andere Art, zu campen, und dann nimmt man sich eben die Zeit, sieht dem Feuer durch die Glaswand im Ofen zu und genießt es, wie es im Inneren des Zeltes immer wärmer wird.

Oben links: Da passt ganz schön viel rein. Ausrüstung für 6 Kinder. Oben rechts: gemütliche Wärme mit Ofen und Innenzelt. Unten: Lagerleben.  

Über den Zeltofen gibt es in Kürze ein eigenes Kapitel zu lesen. 

Technische Daten des Nortent Lavvo 6

 

  • Hersteller: Nortent
  • Produktname: Lavvo 6
  • Jahreszeiten: 4
  • Personenanzahl: 4-6 (max. 8 ohne Innenzelt)
  • Form: Tipi/Lavvu
  • Freistehend: nein
  • Gestänge: Alu oder Carbon
  • Anzahl Eingänge: 2
  • Abspannleinen: 10
  • Gewicht: min. 2,8 kg
  • Gewicht: mit allem 4,8 kg
  • Höhe: 226 cm
  • Durchmesser: 426 cm
  • UVP 1018,- EUR

Gerade der Zeltofen ist ein Highlight beim Camping. 

3 Alternativen vom Nortent Lavvo 6

Von links nach rechts: 

Das Robens Fairbanks ist ideal für Wandergruppen und Familien und ist besonders robust. 

Das Wickiup 5 der renommierten Zeltschmiede Bach ist wesentlich leichter und in seiner Form und Idee ähnlich dem Nortent Lavvu, allerdings ohne Ofen. 

Das Decathlon Skandika 6 verspricht Tipi-Feeling zum Preis von 199 EUR und ist preislich damit für Einsteiger, Familien und Festivalbesucher super geeignet. 

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